1.2 - Der Auftrag und ein verlorenes Spiel mit verlorenem Spieler
An der Tür stand eine Frau gekleidet in einen Anzug, wie er nicht klischeehafter hätte sein können. Geheimdienst, war mein erster Gedanke, doch ihr Sprachhabitus rief Mafia. Ich lag mit beidem falsch.
1 Woche zuvor
Ich war wirklich nur kurz zuhause gewesen, um meinen Badmintonschläger einzusammeln, als es wild an der Tür klopfte. An der Tür stand eine Frau gekleidet in einen Anzug, wie er nicht klischeehafter hätte sein können. Geheimdienst, war mein erster Gedanke, doch ihr Sprachhabitus rief Mafia. Ich lag mit beidem falsch. Diese Frau jedenfalls kam mit einem Auftrag und wenn ich eins gelernt habe, dann ist es, meine Kunden nicht mehr zu fragen, woher sie meine private Adresse haben. Am Ende des Tages brauchen wir einander alle und üben respektvolle Zurückhaltung was Drohgebärden angeht.
Der Auftrag: Eine unliebsame Person - oder sollte ich besser eine zu liebsame Person sagen - sollte verschwinden. Der Sohn eines traditionellen Adelshauses hatte sich in den Sohn einer Handwerkerfamilie verliebt. Für den Vater ein Desaster, weil es der arrangierten Beziehung zu einem anderen Haus im Wege steht. Lange Rede kurzer Sinn, der Schreinersjunge sollte verschwinden, aber es durfte nicht nach Mord aussehen.
Und was soll ich sagen, da hat sie den völlig Falschen aufgesucht. Ja natürlich bringe ich Menschen für Geld um, aber dieser Auftrag erfordert ein Höchstmaß an Präzision ... das können andere viel besser erledigen. Alle meine Kollegen unterbieten sich regelmäßig in ihren Zeiten oder prahlen damit, wie widerlich sie das Opfer in Par also in unter 3 Schüssen entstellen. Bei mir ist es dann nur der tödliche Streifschuss, der das Opfer ausbluten lässt, aber nichtmal irgendwelche Körperteile absprengt. Meist werden nichtmal mehr die Kugeln gefunden. Es ist so unfair.
Wohlweislich, dass ich für diesen Auftrag völlig ungeeignet bin, sage ich der Dame, dass sie sich noch etwas gedulden müsse, da ich die nächsten 2 Wochen bereits auf "Exkursion" sei und die Vorbereitung auf einen "Unfall"mord eine langwierigere Vorbereitung bedingte. Sie schaut mich ernst an und sagt: "Sie wurden mir empfohlen als einer der besten. Schauen Sie: 25k dafür, dass das Ziel stirbt. weitere 15k wenn die Eltern glauben, dass es ein Unfall war und nochmals weitere 25k wenn auch der Sohn meines Mandanten davon überzeugt wird."
"Selbstverständlich, so machen wir es. Halten Sie schonmal die 65.000 Euro bereit, schließlich bin ich Experte", sage ich und zucke innerlich zusammen. Wenn sie wüsste. Ich verabschiede die Dame und warte eine Minute und 27 Sekunden. Dann verlasse ich das Haus und fahre zum Badminton. Heute treffe ich ihm genau zwischen die Augen, ja, heute wird es klappen.
Ich habe verloren, 21:15 und 21:3. Vielleicht war ich zu unkonzentriert. Aber was soll's, ich verlor zwei Sätze, mein Gegner sein Leben. Als er in sein Auto stieg, detonierte der Sprengsatz in seiner Motorhaube und der Kopf eines Kinderporno-Rings flog im wörtlichen Sinne auf.
Ich stecke ein Lakritzbonbon in meinen Mund verziehe das Gesicht. Widerliches Zeug. Ich sollte öfter trainieren. 21 zu 3 ist mir schon etwas peinlich, denke ich und gehe nach hause. Unter meiner Fußmatte liegt ein Umschlag. Darin befindet sich ein Schlüssel. Ich werde mein Honorar aber erst nach der Alten nächste Woche einsammeln.